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5 Tipps, mit denen der nächste Arbeitsunfall garantiert bald passiert.

Mit 5 Strategien in kürzester Zeit zum nächsten Arbeitsunfall

Arbeitsschutzabteilung. Teambesprechung. Alle warten nur noch auf den Chef, denn der muss noch eben zum Rapport bei der Geschäftsführung. Wie immer wurde der Einsatz der Arbeitsschutzabteilung gelobt und grundsätzlich sei man bei den nur geringen Mitteln doch ganz zufrieden. Aber mit den Unfallzahlen… da sei man jetzt noch nicht so auf dem richtigen Weg. Da muss doch „der Arbeitsschutz“ was machen! Ideen sind gefragt. Der Chef steht am Whiteboard und will was hören. Was ist mit den „jungen Wilden“? Haben die nicht ein paar gute Ideen von der Uni mitgebracht? So oder so ähnlich läuft es in vielen großen und kleinen Arbeitsschutzabteilungen. Was ihnen hilft, um im Betrieb wirklich nachhaltig an den Unfallzahlen zu drehen, ist nicht unbedingt mehr Aufwand, mehr Personal oder mehr Geld – auch wenn es natürlich die Arbeit einfacher machte. Die Spreu trennt sich auch in dem „Wie“ vom Weizen. Aber wie geht denn jetzt dieses „Wie“?

Ich habe den Spieß mal umgedreht und 5 Strategien zusammengestellt, mit denen du garantiert auf den nächsten Unfall zusteuerst. Alles mit einem Augenzwinkern, versteht sich. Schau sie dir an und schau dabei tief in den Spiegel und prüfe doch einmal, wie nah du am nächsten Unfall bist.

1. Wirf mit Mängellisten um dich und verschwinde schnell!

Wenn du mal nach deiner hochgeschätzten Meinung gefragt wirst, dann zeig auf jeden Fall konkret auf, welche Mängel vorliegen und dass diese gefälligst zu beheben sind. Sage dabei möglichst oft, dass dies so im Gesetz steht, dass es die BG so verlangt und dass der Chef auf jeden Fall mit einem Fuß im Knast ist. Sag auf keinen Fall jemals irgendwas Positives! Was ist mit Lösungen? Nein! Lösungen zur Gestaltung von Arbeitssystemen sind neumodischer Quatsch. Wenn du konkrete Lösungsvorschläge machst und an der Umsetzung der Schutzkonzepte mitwirkst, dann machst du dich ja mit strafbar, wenn etwas passiert!

2. Trage niemals deine Schutzausrüstung!

Am Halleneingang hast du für die Beschäftigten richtig viele tolle Bilder angebracht mit Zeichen für die Gefährdungen und mit Sicherheitsschuhen und Schutzbrille. So macht eine schwere graue Stahltür schon richtig was her. Es gilt: je mehr, desto besser. Außerdem ist gut gewarnt schon halb aus dem Knast. Wenn du jetzt durch die Werkshallen gehst, dann hat das ja einen triftigen Grund. Du bist doch schließlich nicht aus Langeweile da. Außerdem arbeitest du ja auch nicht an den Maschinen und du bleibst ja auch auf den Wegen. Wozu sollst du dann Sicherheitsschuhe und eine Schutzbrille tragen? Die Staplerfahrer müssen dann halt mal einen Umweg fahren oder warten. Also wirklich, ihr seid doch alle erwachsen! Du bist „DIE Sicherheit“, du darfst die Regeln beugen – hoheitliche Aufgabe, Gefahr in Verzug! Wenn die anderen sich das dann abgucken… selbst Schuld!

3. Fasse dich bei Unfalluntersuchungen kurz!

Unfalluntersuchungen verhindern ja nicht den Unfall. Passiert ist passiert, was soll man sich da groß aufhalten! Also gilt: Finde einen Schuldigen und gib ihm Aufgaben zu seiner eigenen Besserung. Verpasse ihm direkt eine Belehrung und erkläre allen anderen, was er falsch gemacht hat. Lass ihn sich bei seinen KollegInnen für den Verlust der „10-Tage-unfallfrei-Pizza“ entschuldigen. Den Rest klären die dann unter sich. Für die sachliche Demonstration deiner Leistungsfähigkeit brauchst du am besten noch einen Quick Fix. Setze dabei ausschließlich auf technische Maßnahmen und denk dir die Menschen einfach mal weg. Sie stören doch eh nur in unserem perfekten System mit den perfekten Schutzmaßnahmen. Bevorzuge immer schnelle Maßnahmen, zum Beispiel noch eine Zaunerhöhung oder einen Unterkriechschutz – der Katalog liegt ja griffbereit auf deinem Schreibtisch.

4. Kontrolliere niemals die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen!

Eine gut gedachte Schutzmaßnahme, nach bestem Wissen und Gewissen aus dem Katalog ausgesucht und per Postkarte bestellt, ist doch selbstredend und per Definition sicher. Damit müssen die Leute dann klarkommen, denn schließlich müssen wir doch das Gesetz einhalten und sind hier nicht bei „Wünsch dir was“. Wenn also jemand was zu nörgeln hat, dann bestimmt nur, weil er nicht mit Veränderungen klarkommt. Ignoriere jegliche Kritik an deinem Zaun, deinem Deckel oder deiner Barriere gegen die Gabelstapler. Hinweise der Beschäftigten brauchst du eh nicht ernst nehmen, denn die wollen doch jetzt nur wichtigtun und brauchen einen Vorwand, um mal für ein paar Minuten von der Maschine wegzukommen. Die können dir doch nix vormachen mit ihrem Facharbeiterschein!

5. Bleib der bewährten Technik treu!

Was vor 15 Jahren gut war, kann doch heute nicht schlagartig schlecht sein! Als du deinen Job angefangen hast, haben alle geklatscht, wenn du in die Halle gekommen bist und eigenhändig die nächste Lichtschranke angebaut hast – was für ein toller Hecht! Das ist aber Vergangenheit. Heute klatscht keiner mehr. Höchstens noch mit der Hand auf die Stirn. Facepalm! Warum das so ist, das weißt du nicht und das interessiert dich auch nicht. Banausen! Früher war alles besser! Und daher lässt du dich auch nicht beirren und bleibst deinem technischen Arbeitsschutz treu. Arbeitsschutzorganisation? Verhaltensbasierte Ansätze? Mitarbeiterbeteiligung? Das alles ist doch nichts für einen gestandenen Mann und außerdem habt ihr für sowas ja auch keine Zeit. Bestimmt hat die Geschäftsführung auch etwas gegen diesen Firlefanz. Schließlich ist die ja genug beschäftigt mit dem Fachkräftemangel und Industrie 4.0. Da hat man doch keine Zeit für Innovationen!

Wie klingt das für dich? Nach deinem Arbeitsalltag bzw. dem deiner KollegInnen? Oder bist du heute bereits weit weg davon? Ganz bestimmt hast du in jedem Fall ein paar Punkte gefunden, die du mit in deine nächste Teambesprechung nimmst. Wenn du keine Abteilung um dich hast oder dich einfach mal mit anderen Menschen über das schönste Thema der Welt austauschen möchtest, dann komm doch in meine Community bei LinkedIn. Hier treffen sich alle, die alles dafür geben, dem nächsten Arbeitsunfall nicht ins Angesicht sehen zu müssen. Wir sind eine großartige Community aus modernen Arbeitsschützern. Nur du fehlst noch… Vernetze dich jetzt und tausche dich aus!